Mittwoch, 25. April 2012

25.04.2012



Es hat sich bewährt, an das Gute im Menschen zu glauben, aber sich auf das Schlechte zu verlassen!
                                           Alfred Polgar

Hi Paolo,

mit so eine gleine süße Agssent bisse Du glei no ein bisse mehr süsse als sonste!!

Schön, dass Du eine so abwechslungsreische Urlaub in bella Italia genieße konnte. Den hattest Du nach Deinem Arbeitspensum auch verdient!

Fangen wir zunächst mit etwas Kultur an:

Auf ein Ei geschrieben

Ostern ist zwar schon vorbei,
Also dies kein Osterei;
Doch wer sagt, es sei kein Segen,
wenn im Mai die Hasen legen?
Aus der Pfanne, aus dem Schmalz,
Schmeckt ein Eilein jedenfalls,
und kurzum, mir tät's gaudieren
Dir dies Ei zu präsentieren.
Und zugleich tät es mich kitzeln,
Dir ein Rätsel drauf zu kritzeln.
Die Sophisten und die Pfaffen
Stritten sich mit viel Geschrei:
Was hat Gott zuerst erschaffen
Wohl die Henne? Wohl das Ei?
Wäre das so schwer zu lösen?
Erstlich ward das Ei erdacht:
Doch, weil noch kein Huhn gewesen,
Schatz, so hat der Hase es gebracht.
              Eduard Mörike

Und damit bin ich schon bei meinem ersten Thema angelangt. Während Du Dich in der südländischen Sonne aaltest, beschäftigte sich mein Frauchen intensiv mit Einkäufen für das heimische Osterfest. Sie schleppte Schokohasen in Alufolie ins Haus, sowie Eier aus Schokolade. Unsere Hühner taten ihr Bestes, dass es auch nicht an richtigen Eiern mangelte. Mir war klar, dass ich bzw. wir wohl wieder leer ausgehen würden. Dann kam der Ostersamstag und ich glaubte, meinen Augen, und noch mehr meiner Nase, nicht zu trauen. Mein Frauchen und andere Menschen schleppten zwei lebendige Kaninchen aus Fleisch und Blut in unseren Garten! Ich sollte es wohl nicht merken, denn sie wurden in die Tabuzone unseres Grundstücks gestellt. Da darf ich ja nicht hin. Zusätzlich wurde ein flexibler Zaun um den schon sehr stabilen Käfig gezogen. Poahly, das konnte nur eine Osterüberraschung für mich und Ashley sein!! Echt! Für Hunde ungiftige Hasen und die auch noch im Grünen versteckt. Mir kullerten vor lauter Vorfreude die Tränen über die Lefzen ( ... oder war es doch nur Sabbel?), und ich verstand auf ein Mal den Sinn der Strophe eines weiteren Gedichtes :

Unterm Baum im grünen Gras
sitzt ein kleiner Osterhas'!
Putzt den Bart und spitzt das Ohr,
macht ein Männchen, guckt hervor.
        Anonym

Ich überlegte mir den ganzen Tag in allen Einzelheiten, was ich an Ostersonntag mit meinem Kaninchen anfangen werde. Oder ob ich vielleicht versuchen sollte, zunächst Ashley seines abzunehmen und mir meines für Ostermontag aufzuheben. Schließlich hat er ja keine Futterallergie.

Dann wurde Ostersonntag und nichts passierte. Die Kaninchen wurden gefüttert und ich bekam weiter mein Trockenfutter. Am Ostermontag das Gleiche. Ich wurde langsam ungeduldig ...

Es kam aber noch schlimmer. Ein paar Tage später kamen die Menschen, die die Kaninchen gebracht haben, nochmal in unseren Garten und nahmen die beiden wieder mit. Mein Frauchen erzählte und erzählte, wie süß die Zwei sich verhalten hatten und was sie alles gemacht haben. Da kam mir die Erleuchtung: Die waren einfach nur zu Besuch bei uns und keinesfalls mein Ostergeschenk. Mist!! Mir blieb nichts als ein paar Kaninchenköttel, an die ich nicht mal dran kam, weil sie ja in der Tabuzone lagen. "Ich habe es satt, die Menschen zu durchschauen. Es ist so leicht, und es führt zu nichts."  Elias Canetti.

Noch dazu liest mein Frauchen zur Zeit in einem Buch, in dem es unter anderem darum geht, bei Welpen Frustrationstoleranzen aufzubauen und zu festigen. Das soll die Hunde auf das normale Leben vorbereiten. Als ob mein Frauchen noch Anregungen für Frustrationsmöglichkeiten nötig hätte, ich glaube, der Autor könnter eher etwas von ihm lernen!!! Und mir schwant weiteres Ungemach...

Damit komme ich übergangslos zu meiner letzten Übungsstunde. Wir mussten mal wieder Unterordnung trainieren. Wahrscheinlich damit uns der viele Hundesport nicht langweilig wird, pah! Unter anderem sollten die Zweibeiner lernen, ein Abbruchsignal zu geben. Alle waren zunächst etwas zaghaft, sodass sich die Hunde mehr für die Wurst in der Hand des Trainers denn für das "genuschelte" Signal interessierten. Mein Frauchen wirkte zweimal auch eher mild. Und ich bekomme schließlich nie Wurst. So ist es doch wohl nachzuvollziehen, dass ich mir die Wurst mal ganz aus der Nähe anschauen wollte. Dann holte mein Frauchen tief Luft und zischte ein NEIN durch die gebleckten Zähne. Ich lag innerhalb einer Nanosekunde platt wie eine Flunder auf der Erde. Die Flunder gehört übrigens zu den Plattfischen. Diese schwimmen als erwachsener Fisch nicht mehr wie ein normaler Fisch durch das Wasser, sondern bewegen sich flach über den Boden. Dazu wandert während des Erwachsenwerdens kleiner Flunderkinder das Auge, das in dieser Ausrichtung über den Boden schubbern würde, auf die andere Kopfseite. Das Gehirn bleibt trotzdem in der gleichen Symetrieebene. Was es alles gibt, Poahly, stell Dir mal vor das wäre bei uns auch so, uns würde doch übel werden bei dem Durcheinander... Bei den Plattfischen gibt es auch "Hundszungen", eine Hundszungenart - der Aalbutt - lebt in der Nordsee. Er ist ein sehr schlanker Fisch, wird bis zu 50cm lang und ist 3-4 mal so lang wie hoch. Du kannst Dir also vorstellen, wie ich mich auf den Boden gepresst habe.

Wie dem auch sei, die Wurst hatte jeglichen Reiz für mich verloren. Dabei wäre sie dem Trainer beinahe aus der Hand gefallen, weil er selbst so einen Schrecken bekommen hatte. Er sagte anerkennend: "Das war doch mal ein Abbruchsignal!". Als er den Rest der Gruppe gefragt hat, ob sie mein Frauchen gehört hätten, schallte aus aller Munde ein donnerndes "Ja-haa". Ich glaube eh' nicht, dass irgendjemand den Mut aufgebracht hätte, mein Frauchen zu kritisieren.

Du siehst, Poahly, auch ich habe mein Päckchen zu tragen. Aber die Deutsche Dogge ist ja ein sehr langmütiges Tier.

Dabei hat sich das Frauchen vorher in der Stunde ziemlich blamiert. Unsere Leinen mussten für verschiedene Übungen sicherheitshalber am Zaun befestigt werden. Danach hieß es: "Die Leinen wieder abmachen" und alle nahmen die Leinen vom Zaun. Nur mein Frauchen machte die Leine von meinem Halsband ab und ließ sie am Zaun baumeln. Danach wurden die Anweisungen sehr ausführlich gegeben...

Bis bald, Poahly

Letti

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Ein neuer Kommentar für Paul und Letti: