Donnerstag, 31. Mai 2012

30.05.2012

La venganza será terrible!
              Alejandro Dolin und gewiss nicht mein Frauchen!

Hi, Poahly,

es stimmt, dass Du lange nichts mehr von mir gehört hast. Aber ich "bin es nicht schuld", wie man im Rheinland zu sagen pflegt. Nein, wir haben neue Tiere im Garten. Mein Frauchen verbringt die meiste Zeit am Tag damit, den Tieren nachzustellen. Um es vorneweg zu nehmen: Poahly, wir würden uns weniger deppert anstellen, echt!

das war mal ein blühendes Gelände...
Bei den Tierchen handelt es sich um mehrere "Arviola terrestris", große Wühlmäuse oder Schermäuse. Sie fühlen sich sehr wohl bei uns im Garten, leben bevorzugt am Teich und fressen für ihr Leben gerne Blumenzwiebeln, Staudenwurzeln, und ab und zu zwei, drei Obstbaumwurzeln. Wir haben inzwischen einige wüstenähnliche Gebiete in unseren Beeten, darin hockt mein schwitzendes Frauchen mit allerlei Grabegeräten und versucht, bewohnte Löcher auszuheben. Danach steckt sie diverse Dinge in die Löcher, hofft auf irgendeine Reaktion der Bewohner und fängt Stunden später an, an einer anderen Stelle -hektischer und zorniger als vorher - die Handlung zu wiederholen. Sie hat es zunächst mit Gift versucht. Ich weiß, dass jetzt viele schimpfen, aber deren Leidensdruck war auch noch nie so hoch. Das Gift wurde von der Wühlmaus gehortet, aber nicht gefressen. Dann legte das Frauchen Fallen aus, in der Theorie sollten die Mäuse ihre Köpfe hineinstecken, um sich das Genick brechen zu lassen. Praktisch haben die Mäuse die Teile verbuddelt. Jetzt besitzt sie einen Schussapperat. Beim ersten Loch hat es tatsächlich funktioniert. Es knallte ganz schrecklich in unserem Garten, Ashley und ich sprangen hoch. Frauchen und Herrchen klatschten in die Hände, das Herrchen sagte: "Treffer und versenkt". Aber jetzt klappt gar nichts mehr. Mein Frauchen steckt das Gerät in die Löcher, nichts passiert. Am nächsten Tag steckt sie es in ein anderes Loch, darauf wird das vorherige zugebuddelt. Gestern wurde sogar das Gerät verbuddelt. Dann legte mein Frauchen das Gerät beiseite, nachdem das Loch nicht mehr begangen schien. Kurz darauf war es wieder verschlossen. Es ist ein hin und her, Poahly, und mein Frauchen wird immer verbissener. Einmal hatte sich eine Wühlmaus in der "Kopffalle" mit einem Fuß verhakt, mein Herrchen stand etwas unbeholfen da und wusste nicht, was er tun sollte. Noch bevor ich ihm zurufen konnte: "Schnell, in den Mund nehmen und schütteln, bis das Genick bricht!!" war die Maus wieder frei und hatte sich aus dem Staub gemacht (...das liest mein Frauchen nicht gerne, aber wie soll ich ihre "Staudenbeete" anders bezeichnen und nicht  lügen?!?)

Jetzt liegt der Schussapperat in einem Loch "so vor sich hin", ohne einen Nutzen zu haben. Mein Frauchen hofft inständig, dass sich die Wühlmäuse sich beim Anblick der zweibeinigen "Krone der Schöpfung" totlachen. Es ist die einzige Hoffnung, die ihr noch bleibt ...  Dazu fällt mir nur William Faulkner ein: "Menschheit: Ein Buch, das immer wieder neu aufgelegt wird, ohne die Aussicht, jemals ein Bestseller zu werden!".

Noch bevor das Wundergerät geliefert wurde, hatte mein Frauchen wohlgelaunt im Internet nach einem "Erfolgs"spruch gesucht und gefunden. "Es gibt kein angenehmeres Geschäft, als dem Leichenbegräbnis eines Feindes zu folgen." Heinrich Heine.... Poahly, ich .... ...... ich .... dumm gelaufen ... hahahahahahhaha.....

Die Wühlmaus hatte da schon eher Recht mit einem Zitat von Kurt Tucholsky: "Der Vorteil der Klugheit ist, sich dumm stellen zu können. Das Gegenteil ist schon schwieriger."

Naja, es gibt noch andere Dinge in meinem Leben als die Stümperei meines Frauchens. Ich longiere fleißig vor mich hin. Wir sind jetzt soweit, dass Hürden um den Kreis gestellt werden. Anfangs war ich so aufgeregt, dass ich sogar gehüpft bin, ohne dass eine Hürde vor mir stand. Aber ich habe es jetzt im Griff. Dann lernt mein Frauchen noch, mich während der Bewegung zu loben (in dem Fall heißt das: Leckerchen abdrücken). Das ist aber für mein Frauchen seeehr schwierig. Sie muss berechnen, wann ich an einer bestimmten Stelle am Kreis auftauche, um ein Leckerchen im Lauf anzunehmen. Sie muss mich vorher noch mit einem Markerwort darauf aufmerksam machen, dass ich ebendieses Leckerchen in Kürze zugesteckt bekomme. Mein Frauchen und rechnen ist ungefähr so, wie mein Frauchen und Wühlmäuse loswerden, Du verstehst?!?

Ich habe eine neue Freundin, sie gehört zu Rudel vom Praktikanten-Kollegen des Frauchens. Sie ist sehr nett und kann schon viel besser Longieren als ich. Nachdem die Zweibeiner etwas gelernt haben über uns Hunde, gehen wir vier zusammen spazieren, bevor mein Unterricht anfängt. Abends bin ich immer total erschossen (.... im Gegensatz zu gewissen Wühlmäusen. Ach, ich kann einfach nicht aufhören, mein Frauchen zu foppen...).

Auch mit dem Welpen von unserem Oberlehrer durfte ich super spielen. Der ist erst 18 Wochen alt, also keine Sorge, Poahly, gegen Dich als gestandener Mann ein Baby. Aber wir haben toll getobt und mein Frauchen war stolz, wie vorsichtig ich war. Dabei ist das doch selbstverständlich, oder?

Ich muss das P.S. vorziehen, mein Frauchen war eben im Garten weil die Hühner Geschrei gemacht haben. Am Samstag war der Fuchs mal wieder bei uns und hat eine Henne erlegt, deshalb ist mein Frauchen jetzt sehr aufmerksam. Ein Fuchs war nicht zu sehen, nur ein neues Wühlmausloch in einer der wenigen, noch vorhandenen Irisstauden und aus dem Loch hingen zwei abgekaute Blätter... Mein Frauchen hat mit bitterbösem Gesicht die Kanone aus dem anderen Loch geholt (...und dabei festgestellt, dass das Loch wieder mal vor der Kanone verschlossen worden war, ohne eine Explosion auszulösen. Ich lache aber besser nicht, weil, mein Frauchen guckt so komisch, und ihre Augen schimmern ganz feucht).

Ich habe übrigens einen neuen Berufswunsch. Ich werde Opernhund. Mein Frauchen war vor einiger Zeit in der großen Stadt, in der Du auch manchmal bist. Sie hat sich mit dem Herrchen in einen riesengroßen Saal gesetzt und in einen anderen Teil des Saales geschaut. Dort saßen viele Zweibeiner mit Sachen vor sich, die die unterschiedlichsten Geräusche produzierten. Darüber standen andere Zweibeiner, die heulten. Dazwischen zwei Hunde. Ich habe extra im Internet nachgeschaut, weil mein Frauchen behauptete, die hätten nicht wie Wölfe geheult, sondern eine Oper gesungen. Aber, Poahly, "Heulen" wird so definiert: "Hervorbringen langgezogener singender weithin hörbarer Töne". Genau das haben sie dort gemacht! Und die Hunde haben wichtige Rollen gespielt, sie verdeutlichten das Flanieren in der Stadt. Cool! Beim Händeklatschen am Schluss waren die Hunde etwas verunsichert, aber in diesem Fall war das Klatschen lobend gemeint. Das will ich auch machen!!

Poahly, ich muss Schluss machen, ich habe das Gefühl, mein Frauchen braucht mich, es fängt sonst an, "langgezogene singende weithin hörbare Töne hervorzubringen". Und ganz ohne begleitende Orchestermusik...

Bis bald
Deine Letti .... Du siehst übrigens megageil aus mit Deinen Medaillen um den Hals, aber in der nächsten Zeit brauchst Du allerdringendst ein Muscle-Shirt - zur Abrundung Deiner sportlichen Erscheinung!



Chillen nach dem Jagdmisserfolg
















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