Dienstag, 21. September 2010

21.09.2010

Salve, Poahly!

Ich bin froh, dass ich einen so guten Freund habe wie Dich, ich hatte völlig vergessen, dass man im Wald gar nicht alleine ist. Selbst wenn man sich nur auspowern möchte und nichts Böses im Sinn hat, plötzlich taucht ein Mann in grün auf und "peng" - das war's dann... Dann wird aus dem früher einmal freundlich gemeinten lateinischen Gruß "Heil, Gesundheit, Ganzheit" eine Waidmännische Gratulationsform - echt pervers. Und Gesundheit und Ganzheit kann man als Hund dann todsicher vergessen. Mensch, wenn ich Dich nicht hätte!

Dabei, was machen die Grünlinge eigentlich im Wald? Sie holen sich was zu essen!! Warum ist es ein Unterschied, ob es mich nach saftigen Rehrücken gelüstet oder ein Mensch hungrig ist? Aber ich bin ja nicht auf Konfrontation aus (und außerdem an der Leine), deshalb warte ich brav ab, was mein Frauchen in meine verbeulte Schüssel legt. Beim Kauen denke ich dann an Gotthold Ephraim Lessing, der auch so seine Erfahrungen gemacht haben muss, denn er weiß:" Die Menschen sind nicht immer, was sie scheinen, aber selten etwas Besseres".

Ich muss mir eine Internetsperre für mein Frauchen zulegen, sie hat wohl meine Weisheiten gelesen und versucht zu kontern. Ich hatte ja schon angedeutet, dass ich mich im Moment bärenstark fühle. Letztens haben der Nachbarhund und ich uns mal wieder so richtig angeprollt und ich wollte meinen Worten Taten folgen lassen und bin zum Zaun gestürzt. Die Leine habe ich gleich mitgenommen. Der Nachbarhund kam auch angeschossen und wir kamen in Fahrt, leider saß sein Frauchen auf dem Boden und hat Unkraut gejätet. Sie hat sich wohl etwas erschrocken. Mein Frauchen hat Sachen zu mir gesagt, Poahly, so etwas möchtest Du gar nicht hören. Als wir wieder zu Hause waren, hat sich mein Frauchen vor mir aufgebaut (noch lässt der Größenunterschied das zu) und drohend zu mir gesagt: "Wer Wind sät, wird Sturm ernten!" (Falls Du nochmal nach Frankreich fährst: "Qui sème le vent, récolte la tempête.".Lisa brauchst Du mit Bildung nicht mehr zu kommen, die meint, ihre Altersweisheit wäre ausreichend...). Das soll irgendein Hosea gesagt haben, von dem habe ich bisher noch nichts gehört.

Jedenfalls nimmt sie mich auf dem Heerweg jetzt richtig an die Kandare. Ich habe nicht mal genügend Luft, herumzuprollen. Es stimmt schon, dass ich durch Leckerchen nur so lange abgelenkt war, wie sie in der Hand meines Frauchens waren. Aber ist das ein Grund, gleich so auszuflippen??

Vielleicht sollte ich mich mal mit einem Peter Altenberg kurzschließen. Der weiß nämlich auch, dass "Einen Menschen erziehen heißt, ihm zu sich selbst zu verhelfen". Packen wir's an, Poahly!!

Ich tobe meine überschüssigen Kräfte im Garten aus. Dabei gehe ich echt an mein Limit, und ich nehme keinerlei Rücksicht auf meine eigene Unversehrtheit. Ich renne in engen Bögen unter einer Korkenzieherhaselnuss herum, mir ist egal, ob ich an Ästen hängenbleibe oder nicht. Fast wäre ich einmal auf der Seite den Hang runtergerutscht - so steil ist das!! Und wenn die Blätter nass sind, rase ich zurück ins Haus, um mich zu trocken zu schütteln. Dann hole ich mir Holzscheite aus einem Brennholzstapel und werfe sie durch die Luft, um sie danach wieder einzufangen! Und glaube nicht, dass ich es mir leicht machen würde und einfach einen Scheit von oben nähme! Nein, ich hole sie von ganz unten!!!

Beim Werfen bin ich einmal gegen die Scheiben unserer Wintergartentüren geflogen, volle Kanne. Echt. Was da hätte passieren können! Stell Dir mal vor, eine Scheibe wäre gebrochen und ich hätte mich geschnitten. Wahnsinn! Und mein Frauchen? Steht in ihren Blumenbeeten, sortiert Grünzeug und hat ein verkniffenes Gesicht. Das soll dann "Dominanz durch Ignoranz" sein, ich lach' mich tot. Neid ist das, weil sie so was Tolles nicht kann!!!

Und so schließe ich für heute mit einem Zitat von meinem (derzeitigen) Freund Schopenhauer: "Erst wenn jene einfache und über alle Zweifel erhabene Wahrheit, dass die Tiere in der Hauptsache und im Wesentlichen dasselbe sind wie wir (Zweibeiner), ins Volk gedrungen sein wird, werden die Tiere nicht mehr als rechtlose Wesen dastehen. Es ist an der Zeit, dass das ewige Wesen, welches in uns, auch in allen Tieren lebt, als solches erkannt, geschont und geachtet wird.

Waidmanns Dank

Letti

P.S. Am 27.9. gehe ich zu meinen Freundinnen, sie wollen nachschauen, ob bereit für den Kasten bzw. das Kastrieren bin.

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