Samstag, 4. Dezember 2010

5.12.2010

Lector benevole Paulus,

ich habe im Internet lateinische Phrasen gefunden. Macht was her, oder?!?

Ich habe mich gebauchpinselt gefühlt, wie Du mich als eine Figur aus "Tausend und eine Nacht" beschrieben hast - wo ich doch im Moment mit meinem viel zu großen Wintermantel einen wenig verführerischen oder besser noch wenig betörenden Anblick biete. Es sieht eher albern aus, wenn ich beim Spazierengehen eine Decke hinter mir herschleife. Mein Frauchen sagt zu diesem Kleidungsstück, dass sie es im Sommer zum günstigen Preis erstanden hat. Sie hätte ja nicht ahnen können, "dass ich so klein bleiben würde". Mir fehlen die Worte.

Das mit dem Funkenmariechen ist keine so gute Idee. Ich springe ja gerne, aber wer will mich fangen? Bei den meisten meiner Freunde könnte ich schließlich landen, ohne dass ihre hochgereckten Pfoten meinen Bauch auch nur annähernd berühren könnten. Ich will lieber eine Prinzessin werden, da muss der Karneval zukünftig etwas flexibler werden.

Mittwoch war ich wieder in der Hundeschule, spontan fällt mir zu der Stunde ein Zitat Liza Minellis ein: "Man muss durch schlechte Erfahrungen durchgehen und nicht drumherum". Poahly, ich bin wirklich mitten durch die schlechte Erfahrung...
Als ich in die Halle kam, verschwand der Hund, den ich vor einer Weile mit einem Ziehspiel verwechselt hatte, direkt unter der Wippe und wollte nicht mehr hervorkommen. Deshalb musste er zum Aufbau eines gesteigerten Selbstwertgefühls direkt neben der Abtrennung zu unserer Gruppe an der Leine vorbeigehen. Er hatte ganz schön Bammel.
Es ist kein schöner Zug von mir gewesen, was ich jetzt berichten muss. Ich sah ihn so am Zaun herumschleichen, schaute ihn provokativ an und wollte im richtigen Moment zum Zaun stürzen und ganz laut "Buuuh" rufen. Ich weiß auch nicht was mit mir los war, ich hatte einfach nur Lust zu prollen. Leider hat mein Frauchen meine Gedanken lesen können und wollte mein Tun unterbinden. Ich wollte aber nicht auf sie hören. Da wurde der Oberlehrer geholt und, Poahly, der hat mir ordentliche Manieren beigebracht. Mein Frauchen hat ganz genau hingeschaut, was er mit mir machte. Sie konnte nichts Außergewöhnliches - außer "Nein" und "Platz" - erkennen, und ich werde einen Teufel tun und ihr Nachhilfe erteilen. Aber ich bin zusammengeschrumpft, mein Selbstwertgefühl sank weit unter Normalniveau, (kein Gedanken mehr an Prollen oder ähnliches) und ich habe keinen Ton von mir gegeben. Obwohl wir beide gleichzeitig vom Oberlehrer an der Leine geführt wurden, wurde der andere Hund mutiger und ich war sehr entgegenkommend. Ich war die ganze restliche Stunde weiterhin etwas unsicher, ich wollte nicht nochmal eine solche Lektion erteilt bekommen. Aus meiner Sicht hatte sich die Halle von einem "locus delicti" in einen "Locus minoris resistentiae" gewandelt. In der lateinischen Sprache klingt meine Zurechtweisung irgendwie weniger blamabel. Aber ich mache meinem Frauchen trotzdem einen Vorwurf. Richard Burton hätte sich in einem solchen Fall bestimmt an eines seiner Zitate erinnert. "Wenn man liebt, sucht man die Schuld bei sich, nicht beim anderen." Der wäre bestimmt ein klasse Herrchen gewesen....

Wir haben aber auch Lustiges in der Stunde erlebt. Mein Frauchen hat eine seltsame Gangart gelernt. Sie läuft jetzt, wenn sie schnell vorankommen will, mit nach vorne gebeugtem Oberkörper. Will sie langsam laufen, beugt sie ihren Oberkörper gaaanz weit nach hinten. Ob sie Probleme mit dem Rücken hat?? Es sieht jedenfalls so verrückt aus, ungefähr wie diese Wippe-Dippe, aus denen die Zweibeinerwelpen trinken, dass ich nicht anders kann und sie ständig anstarren muss. Und, weil ich nichts verpassen will, gleiche ich meine Geschwindigkeit ihrer an. Das freut wiederum mein Frauchen, sie strahlt und verdrängt ein bisschen, dass sie vorher wenig Grund hatte, stolz auf mich zu sein.
Heute habe ich noch etwas Super-super-tolles erlebt. Wir sind mit dem Auto weggefahren und ich hoffte, dass wir in die Hundeschule gehen würden. Das Herrchen war dabei, so ich freute mich darauf, nicht zuschauen zu müssen. Aber wir fuhren ganz woanders hin, dort war ich noch nie. Und da waren außer Ashley und mir noch so viele Hunde auf einem Haufen - das habe ich noch nie gesehen. Fast 70 Kumpels!!!! In allen Größen, die unterschiedlichsten Charaktere - wirklich alles, was das Herz begehrt. Und, nach einer Weile, hieß es "Leinen los"!!!!! Echt! Ich bin geflitzt wie nie zu vor, ich habe mit fast allen gespielt und auch die meisten Zweibeiner hatten nichts an mir auszusetzen. Zwar bin ich beim Abruf nicht so sehr schnell zum Frauchen gerannt, aber selbst mein Herrchen stellte fest, dass ich nicht ein einziges Mal die Allerletzte gewesen bin, die zurück kam. Unter den Bedingungen war das gar nicht schlecht. Ashley war eher vorsichtig, er blieb immer in der Nähe von Frau- und Herrchen und behielt sie im Auge. Aber ich dachte mir, dass die Beiden wirklich alt genug sind und auf sich selbst aufpassen können.
Mann, war das ein schöner Tag...
Da Ashley etwas Durchfall hatte, weil ihm die letzten Knochen nicht bekommen sind, bin ich für uns beide gerannt.
Während ich mich jetzt erhole, habe ich noch eine kleines Rätsel für Euch:


Was sieht man auf dem Foto??




Antwort: Na klar, die Nase von Ashley.



Viele Grüße vom "Roadrunner"

Letti

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