Freitag, 25. Februar 2011

25.02.2011

DAS ÄRGSTE WEIß DIE WELT VON MIR, UND ICH KANN SAGEN, ICH BIN BESSER ALS MEIN RUF!
   (Friedrich Schiller)

Hi, Poahly, altes Haus!

(...für einige Tage kann ich mir die Anrede ja noch erlauben...)

Wie geht's bei Dir? Bei mir ist Stimmung nicht so prickelnd, ich bin mal wieder mit allen vier Pfoten in einem Fettbassin gelandet. Letzten Donnerstag in der Schule war ich doch in eine Rauferei verwickelt, wenn ich richtig ehrlich bin, hatte ich sie sogar angezettelt. Manchmal bin ich einfach nicht ich selbst, mich hat eine aus der Gruppe angemacht - hatte ich mir zumindest eingebildet. Tatsächlich ist sie nur neben ihrem Frauchen hergelaufen - das hat mir nicht gepasst. Und dann bin ich zu ihr gespurtet und habe sie gepackt und hatte etwas Fell zwischen den Zähnen. Ich war schon wieder auf dem Rückweg, da kam eine andere Klassenkameradin und hat mich zum Weitermachen angestachelt - das habe ich mir nicht zweimal sagen lassen. Ich habe ziemlich geschimpft bekommen und mein Frauchen hat mich mit einem Flankengriff aus dem Geschehen gezogen. Mir schoss gerade noch ein Schillerzitat durch den Kopf: "Wohl dem, der gelernt hat, zu ertragen, was er nicht ändern kann und preiszugeben mit Würde, was er nicht retten kann".

Mein Frauchen hat sich eher an ein altväterliches Sprichwort gehalten, das heißt: "Vergeben ist nicht Vergessen", und so war diesen Donnerstag auch noch der Oberlehrer in der Übungsstunde zugegen. Ich war beim Spielen noch ganz cool, er sagte, es hätte wohl einen Auslöser für die Rauferei der letzten Woche gegeben haben müssen. Meine Worte, Poahly!! Und dann ist die Gleiche wie letzte Woche wieder neben ihrem Frauchen hergelaufen, das hat mich so genervt, dass ich schon Anlauf genommen habe und .....mein Frauchen dem Oberlehrer Bescheid gegeben hat. Poahly, dann hieß es "Her mit mir", weiter ins Detail möchte ich nicht gehen. :-(  Ich sage nur, was auch J.W. von Goethe in "Die natürliche Tochter" gesagt hat: "Demütigung beschleicht die Stolzen oft". Ich habe schnell begriffen, dass ich mich nicht richtig benommen habe und bin danach perfekt leinenführig herumgelaufen. Das war wirklich nichts für Weicheier. Mein Frauchen war geknickt, weil, sie ist sooo labil. Oder wie mein Freund Goethe es ausgedrückt hätte: " Denn es zeugt von einem zu zarten Gewissen, welches das eigene moralische Selbst so hoch schätzt, dass es ihm nicht verzeihen will. Ein solches Gewissen macht hypochondrische Menschen, wenn es nicht durch eine große Tätigkeit balanciert wird.". Ich glaube nicht, dass ich auf dem Wege bin, ein Hypochonder zu werden.... aber mein Frauchen... Immerhin hat sie mit mir eine große Tätigkeit als Ablenkung.

Ich wollte die Stimmung nach meiner Zurechtweisung mit einer Clowneinlage etwas auflockern und habe beim "Platz" versucht, eine kombinierte Steh-Platz-Übung daraus zu machen. Mit dem Vorderteil habe ich gelegen, mein Hinterteil blieb stehen. Manche fanden die Einlage komisch, nur mein Frauchen hat null Humor bewiesen. Da sie mir "nichts zweimal sagt", steckte ihr Zeigefinger zwei Zentimeter tief in der Erde, bis ich vollständig im Sand lag.

Später, als ich zu Hause satt auf meiner Decke lag, reflektierte ich den Abend und dachte an Oscar Wildes "Nach einer guten Mahlzeit kann man allen verzeihen, selbst seinen eigenen Verwandten".

Das Frauchen des anderen Hundes hält es übrigens mehr mit Karl Heinrich Waggerl. Der meint "Wer seinen Nächsten verurteilt, kann irren. Wer ihm verzeiht, der irrt nie."

Ich bin zwar ein großer Konfuzius-Fan, aber von Musik verstehen die Chinesen nichts. Mein Herrchen hatte neulich Radio Beijing im Internet aufgerufen und dort lief eine Beijing-Oper. Wir dachten erst, es wäre eine heimliche Aufzeichnung aus einem Hundeschlachthaus, echt. Es klang wie Folter. Ashley stürmte auch sofort in Richtung Garten, er wollte die Kreaturen retten.

Jetzt ruhe ich mich aus, und grübele über meine Missetaten nach. Ich habe fest vor, mich zu bessern (es bleibt mir auch nicht viel anderes übrig....). Noch einen Goethe zum Abschluss: "Man könne nicht geschwind genug mit dem Charakter der Menschen bekannt werden, mit denen man zu leben hat, um zu wissen, was sich von ihnen erwarten, was sich an ihnen bilden lässt, oder was man ihnen ein für allemal zugestehen und verzeihen muss."

Gute Nacht, Poahly

Deine Letti

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Ein neuer Kommentar für Paul und Letti: