Mittwoch, 2. Februar 2011

02.02.2011

Und dräut der Winter noch so sehr, mit trotzigen Gebärden
und streut er Eis und Schnee umher
ES MUSS DOCH FRÜHLING WERDEN!!
Emanuel Geibel





Salve pergraphicus Paulus, Scholasticus!

Als ich Deinen letzten Post gelesen hatte, ging es mir wie Dir nach dem Befehl "Peng" Deiner Personaltrainerin - es hat mich umgehauen. Wow und woof! Echt!

Ich habe mir ein paar Kroketten geholt, und beim Kauen ist mir einiges durch den Kopf geschossen. Warum zählen wir überhaupt zu den Carnivoren? Eigentlich könnten wir, ohne große Opfer bringen zu müssen, zu den Omnivoren wechseln. Oder etwa nicht? Ich sage nur Plätzchen, Wurst, Käsehäppchen, Hasenköttel, Weihnachtsverzierung, usw. usw. Ich bin offen für alles! Oder, um es wissenschaftlich auszudrücken, ich hätte gerne ein unspezialisiertes Nahrungsspektrum.

Andererseits, wollen wir wirklich in einer Gruppe mit den Menschen, Milbenarten, Schaben sowie alt- und neuweltlichen Schweinen aufgelistet werden? (Du merkst hoffentlich, dass ich schon die dritte Frage aufgeworfen habe, philosophischer geht es kaum noch.) Da bleibe ich doch lieber ein armes Schwein und kaue auf meinem Trockenfutter herum. Dabei ist mir ein klitzekleiner Lapsus passiert. Ich esse nämlich gar kein Emufleisch. Zum Glück, denn der in Australien beheimatete Emu ist die einzige überlebende Art aus der Familie der Dromaidea. Die will ich doch nicht noch weiter dezimieren! Oder vielleicht doch? (um mal wieder eine Frage zu stellen...)

Nein, mein Frauchen hat mich zu einem "Avesvore africaans" gemacht. Ich esse Strauss (also SKK). Der gehört zu den Strutionidea, den Laufvögeln und wohnt in Afrika, solange er sich nicht in meinem Napf befindet. Deshalb heißt mein Futter ja auch "Afrika" und nicht "Australien". Logisch! Der Strauss ist der größte lebende Vogel, wenigstens das passt. Lassen wir meine kleine Fehlinformation einfach unter "licentia poetica" - dichterische Freiheit - laufen.

Beim Fressen fällt mir noch so eine Ungereimtheit auf. Mein Herrchen geht fast jeden Morgen zu nachtschlafender Zeit aus dem Haus und behauptet, er ginge zur Jagd. Zum einen weiß ich ja, dass Jagen allerallerstrengstens verboten ist und zu anderen: Hat mein Herrchen jemals etwas erlegt? Noch nie hat er etwas mitgebracht, wirklich nicht..... oder halt, an Weihnachten einmal eine Gans.... Selbst die Papierscheinchen, auf die er so stolz ist: In Wirklichkeit holt mein Frauchen die aus einem ganz anderen Haus. Aber wenn das Frauchen weggeht, das kommt nach kurzer Zeit wieder und das Auto ist rappelvoll mit Köstlichkeiten. Und trotzdem ist mein Herrchen der Alpha-Rüde im Haus? Erstaunlich, oder?

Ich bin jetzt in der neuen Schulklasse. Die ist toll! Als ich dort zum ersten Mal durch die Tür kam, hat sich keiner um meine Größe gekümmert. Später wusste ich auch warum. Da kam Jack zur Tür herein und das ist ein irischer Wolfshund. Der ist fast noch größer als Ashley und hat eine megafette Frisur. Und er ist so abgebrüht..... Ich bin einmal während der Übungen zu ihm hin, und da hat er mir lautstark klargemacht, dass jetzt Unterricht ist und ich neben meinem Frauchen Sitz machen soll. Wir müssten uns konzentrieren, weil wir auch bald zusammen eine Prüfung machen würden. Der ist soooooo toll , ich glaube, er hat mir ein bisschen den Kopf verdreht. Echt!! Aber gegen Deine Briefe kommt er natürlich nicht an....

Trotzdem geht mir seit der Stunde ein irischer Reisesegen nicht mehr aus dem Kopf, den ich etwas abgewandelt habe:

Das Frauchen sei vor Dir, um Dir den rechten Weg zu zeigen

Das Frauchen sei neben Dir, um Dich in die Arme zu schließen und zu schützen

Das Frauchen sei hinter Dir, um Dich zu bewahren vor der Heimtücke böser Menschen

Das Frauchen sei unter Dir, um Dich aufzufangen, wenn Du fällst und Dich aus der Schlinge zu ziehen

Das Frauchen sei in Dir, um Dich zu trösten, wenn Du traurig bist

Das Frauchen sei um Dich herum, um Dich zu verteidigen, wenn andere über Dich herfallen


Die Iren haben nicht nur schöne Hunde.....

Am Sonntag haben wir noch zwei tolle Hunde gesehen. Plötzlich kamen die aus dem Wald, sie waren fast so groß wie der Ashley und hatten ein Fell wie Chow-Chows. Der Größere war ein Angeber. Mein Frauchen überlegte noch, ob sie uns überhaupt von der Leine lassen soll, schließlich gibt es ja Rehe im Wald. Das hat mir aber zu lange gedauert. Ich bin mit Leine zu demPaar geeilt, Ashley durfte dann auch dazu stoßen. Er hat den Anderen klar gemacht, dass er unser Rudel bewacht und die beiden verschwinden sollen. Ohne ein Wort, mein Bruder ist ein Meister der Körpersprache. Konfuzius hätte zu ihm gesagt:

Mach dir keine Sorgen um einen guten Posten, sondern sorge dafür, dass du etwas hast, mit dem du ihn verdienst.

Ashley hatte den Aufpasserposten wirklich verdient. Mein Frauchen hätte gerne auch den Zweibeiner der anderen kennengelernt, aber der hat sich nicht gerührt. Er wird wissen, warum....

Zum Schluß noch eine Weisheit, die nur wir Beide verstehen:

Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli!

Vale Paulus

Letti

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