Mittwoch, 10. August 2011

10.08.2011

Freunde nennen sich aufrichtig, die Feinde sind es. Daher man ihre Tadel zur Selbsterkenntnis nutzen sollte als eine bittere Arznei.
                                    Arthur Schopehauer


Hi Poahly, Hallo Wut-Kater,

da habe ich aber einen geharnischten Kommentar auf meine Gedanken zum "Tag der Katze" erhalten (geharnischt = enthält eine Argumentation, bei der die Gegner nicht geschont werden, oder die nicht zimperlich umgeht mit denen, die anderer Meinung sind). Und ich bin nachdenklich geworden, denn zimperlich war ich mit meinen Vorschlägen zur Wellnessbehandlung der Katzen schließlich auch nicht...

Woher kommt eigentlich die immerwährende Feindschaft (bis auf einige löbliche Ausnahmen) zwischen Katzen und Hunden? Um es auf einen Nenner zu bringen: Wir verstehen uns einfach nicht bzw. falsch!! Unsere Körpersprache ist geradezu konträr! Wenn ich z.B. freundlich mit dem Schwanz wedelnd auf eine Katze zugehe, ihr so meine Zuneigung zeige, Kontakt aufnehmen möchte und ein jahrhundertealtes hündisches Begrüßungsritual durchführe, dann .... fange ich eine!! Das ist meinem Urahn Barnie so ergangen, der drei blutige Striemen zwischen den Augen davon getragen und darauf jeder Katze ewige Feindschaft geschworen hatte. Und woran liegt das? Für eine Katze bedeutet ein hin und her peitschender Schwanz Misstrauen oder Warnung. Sie fühlt sich bedroht und wehrt sich ihrer Meinung nach gerechtfertigt.

Schnurrt eine Katze, dann fühlt sie sich wohl. Knurre ich leise, dann heißt das - für mich unmissverständlich, für die Katze unverständlich - "Zieh Leine, oder ich vergesse mich". In diesem Fall ist die Katze in ihrem Weltbild enttäuscht und will nach dem Zusammenstoß mit einer solch hinterlistigen Kreatur nichts mehr zu tun haben. Hebt eine Katze die Pfote, bedeutet das nichts Gutes. Wir Hunde heben die Pfote, weil wir spielen wollen. Und BUMM, schon knallt es wieder.

Katzen haben eine kürzere Reaktionszeit, Hunde sind dafür stärker (also aus meiner Sicht zumindest, bei Chihuahuas müsste man das nochmal ausdiskutieren). Der Ausgang eines Zusammentreffens von Hund und Katze ist also meist offen.

Und jetzt? Ist es eine ausweglose Situation? Oder gibt es Beispiele in der Geschichte, die uns Hoffnung machen können? Ich kann stolz behaupten, dass ich fündig geworden bin. Ausgerechnet bei den Zweibeinern. Du bist doch gerade erst aus Deinem Urlaub aus Frankreich zurück gekommen, die Menschen haben Dich dort geliebt. Auch die Menschen untereinander mögen sich. Das war nicht immer so. Lange Zeit gab es die "Deutsch-Französische Erbfeindschaft". Erstmals trat dieses Phänomen um 1640 auf, als Hauptgrund galt, Frankreich unterstütze den traditionellen Erbfeind des christlichen Abendlandes: die osmanische Türkei. Die Napoleonischen Kriege verstärkten den Begriff, durch Niederlagen, Besatzungen, Neuordnung und blutige Schlachten auf beiden Seiten. Es bildete sich ein deutsches Nationalbewusstsein. Seit dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 und den beiden Weltkriegen wurde die Feindschaft seitens Frankreichs erwidert (das habe ich in Wikipedia gelesen).

Aber die Menschen in Deutschland und Frankreich haben an sich gearbeitet und Differenzen ausgeräumt. Heute versteht man sich, besucht sich gegeneinander und freut sich über "beaux caniches allemands".

Ob wir das auch hinbekommen würden? Wir könnten es mit einer Mediation versuchen und einen Schlichter auswählen, wie wäre es mit einem "Reiner Geißlein" oder "Heino Zicklein"? Oder wir werfen einen Blick in die Konfliktforschung.

Der norwegische Wissenschaftler Johan Galtung, der Gründungsvater der Friedens- und Konfliktforschung,  hat ein "Dreieck der Gewalt" entwickelt. Er unterscheidet zwischen sichtbarer und unsichtbarer Gewalt. (aus: Gewaltprävention in der Sekundarstufe und Wikipedia)

Die sichtbare Gewalt ist die direkte Gewalt. Das wäre z.B. wenn ich der Katze eins überziehen würde (also wirklich nur rein theoretisch!!).

Die unsichtbare Gewalt unterteilt er in kulturelle und strukturelle Gewalt. Die strukturelle Gewalt beinhaltet unter anderem Organistionen, die Gewalt propagieren. Also, wenn uns z.B. in Hundeschulen beigebracht würde, dass alle Katzen doof sind und wir sie deshalb ruhig vermöbeln könnten, wäre die Hundeschule eine strukturelle Gewalt. Aber auch hier: Das sage ich natürlich nur, um den Begriff zu erklären, wir lernen so etwas in der Hundeschule selbstverständlich nicht!!!

"Die kulturelle Gewalt ist die Eigenschaft einer Kultur, mit deren Hilfe direkte oder strukturelle Gewalt legitimiert werde kann. Diese Art der Gewalt tötet nicht oder macht niemanden zum Krüppel, aber sie trägt zur Legitimation der Gewalt bei." (O-Ton Galtung)  Die "Deutsch-Französische Erbfeindschaft" wäre ein Beispiel hierfür. Oder, in unserem Fall, haben Hunde über Generationen die Erfahrung gemacht, dass eine Katze immer scheinbar das Gegenteil dessen macht, was sie über ihre Körpersprache ausdrückt. So wurde sie für Hunde zum Erbfeind. Umgekehrt genauso, schließlich wurde ich als "Schleim" bezeichnet, nur weil ich manchmal - ab und zu - etwas - sabbere....

Um aus diesem Teufelskreis heraus zu kommen, schauen wir nochmal bei Galtung nach. Sein Vorschlag ist die "Transcend-Methode". Die Voraussetzung hierfür ist die Fähigkeit der Konfliktparteien, sich aus ihrem Standpunkt zu lösen, um selbst ein objektives Bild des Konfliktes zu erhalten (aus: Wikipedia). Dies erfolgt in drei Phasen: Lösung des Konfliktgrundes, Behebung/Ausgleich der entstandenen Schäden und Versöhnung der Streitparteien. Ob wir Hunde und Katzen das hinbekommen können??

Da muss ich erstmal drüber schlafen....

Letti

P.S. ....aber wenn ich noch ein Mal einen Vertreter der Gattung Katze in unserem Kükenstall erwische, wie er versucht, eines unserer Küken zu fangen, dann vergesse ich alles, was ich geschrieben habe und.....

SCARLETT! SCHLUSS JETZT!!!!


Kein Gedankenstreit kann einen ewigen Frieden schließen, sondern nur einen Waffenstillstand für einen künftigen höheren Streit.
         Jean Paul 

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