Sonntag, 21. August 2011

21.08.2011

Sch.... Hitze! Hundstage eben.

O mein Freund, die Geduld ist bitter, ihre Frucht aber süß.
                   Jean-Jacques Rousseau


Hi Poahly,

halte durch!! Es dauert nicht mehr lange, dann hast Du die Prüfung hinter Dir. Ich weiß, wie Du Dich fühlst. Die andauernde Unterordnung ödet große Geister wie uns an. Wir dürfen nicht selbst entscheiden, wie wir in bestimmten Situationen handeln sollten. Aber: Selbst wenn es Dir noch so unsinnig erscheint, mach eine Kehrtwendung, wenn Dein Frauchen sie will. Renne neben ihr her und himmel sie an. Marie von Ebner-Eschenbach mahnt in einem solchen Fall: "So weit die Selbstbeherrschung geht, so weit geht deine Freiheit.". Und später, wenn Ihr die Urkunde in den Pfoten/Händen haltet, erfüllt Dein Frauchen Dir jeden Wunsch, echt. Sie erzählt stolz, wie toll Du warst und dass Du jetzt Begleithund bist - und sie beschreibt jede Deiner noch so kleinen Handlung während der Prüfung haarklein. Wenn Du Glück hast, wird Deine Leistung von Mal zu Mal heroischer. Du legst Dich dann dazu, lässt Dir den Bauch kraulen und ein Leckerchen nach dem anderen in die Schnauze schieben. (Sollte Mira Dich ärgern, kannst Du sie nebenbei fragen, ob sie eventuell eine Vorstellung davon hat, was es bedeutet, an einer BH-Prüfung teilzunehmen.... das kommt gut!). Bis es soweit ist, versuch einfach, Dich an die Lobeshymnen nach Deinem Trüffel-Diplom zu erinnern. Ich war zwar bei der Huldigung nicht dabei, aber für die Belohnung hatte sich die Anstrengung doch sicher gelohnt.

Eigentlich wollte ich Dir in diesem Post ein paar Bilder von unserem Longier-Training schicken, aber es ist in der letzten Stunde etwas dazwischen gekommen. Wir mussten mal wieder Unterordnung üben, weil..... hüstel.... wir mussten zunächst in der Nachbargruppe mit machen...... grins......unsere Lehrerin kam etwas später.... kicher.....weil .... ihr Hund war weg gelaufen!  ...............hahahahahahahahah.....

Tschuldigung, aber das war einfach zu gut! Sie war richtig sauer, die anderen Frauchen und Herrchen waren voller Verständnis und wir Hunde fanden es eh' nicht so schlimm. Zumal der Arme nicht mal richtig weg gelaufen, sondern, da ihm Obst ernten nicht so spannend erschien, zurück ins Haus gegangen war. Eine solch vernünftige Tat hatten die Zweibeiner natürlich nicht angenommen und sind ihn "auswärts" suchen gegangen. "Herrlisch", wie der Kölner sagen würde.

So habe ich mich statt des Longierens bei dem Wetter mal dem Begriff  "Hundstage" angenommen. Die Menschen bezeichnen die Zeit zwischen dem 23.7. und dem 23.8. als Hundstage. Warum eigentlich? Weil es da heiß ist? Was hat das mit Hunden zu tun? Oder wollen sie die Hunde ehren? Nein!

Wir müssen einen Ausflug in die Astronomie wagen. Ursprünglich begannen die Hundstage an dem Tag, an dem der hellste Stern des Sternbilds "Großer Hund"  - der Sirius oder alpha Canis Maioris - aufgegangen ist. In der römischen Königszeit (ewig lange her, 750 -510 v.Chr.) war dies am 26.7. der Fall. Ich habe mir das Sternbild mal angeschaut. Es besteht aus einem Haufen Sterne:

den Muliphein (gamma C.M), der ein Ohr des Hundes darstellt
den Murzim (beta C.M.), der eine Vorderpfote andeutet
den Aludra (eta C.M.), der die Schwanzspitze sein soll
den Furud (zeta C.M.), könnte ein Hinterbein sein
den Adhara (epsilon C.M.), eventuell die Flanke
Wezen, ziemlich sicher die Kruppe

Der Sirius, der Hellste unter diesen Sternen, ist mitten auf der Nase des großen Hundes platziert. Weder das Sternbild noch ein kunstvoller Kupferstich zu diesem Thema haben mich aber restlos überzeugen können. Man braucht als Hund eine Menge Fantasie, in dem Gebilde einen von uns, der einen Jäger begleitet, zu erkennen.

Dazu hat sich die Zeit der Hundstage seit der römischen Königszeit um etwa vier Wochen verschoben. Das liegt an der Eigenbewegung des Sternbilds C.M. (hier zeigt sich dann doch wieder die Zugehörigkeit zu echten Hunden) und der Richtungsänderung der Erdachse. Heutzutage kann man den Sirius frühestens ab dem 30.8. beobachten. Aber, wie die Menschen so sind, "Et is, wie et is" und "dat ham wir immer so jemach" und die Hundstage fangen am 23.7. an - Basta!!

Interessant ist ein Blick in die anderen Kulturen. Die Griechen z.B. erklärten den Zusamenhang zwischen der Wiederkehr des Sirius und den Tagen der größten Sommerhitze damit, dass das Sonnenlicht mit dem Feuer des sehr hellen Sirius-Stern verschmilzt. Viel besser haben mir aber die arabischen Astronomen gefallen. Sie bezeichneten die in flirrender Sommerhitze besonders häufig auftretenden Fata Morganen als "vom Himmel tropfenden Speichel des Hundssterns". Die haben dort bestimmt Doggen gehabt, sonst kommt man nicht auf so etwas!!! (alles aus Wikipedia)

Die Sommerhitze hat noch einen entscheidenden Nachteil: Die Wespen! Ich finde sie ja ganz lustig, ich jage sie gerne, verklebe ihre Flügel mit Sabber und spuke sie aus. Mein Frauchen wird dann immer ganz hektisch, sie hat wohl Angst, die Wespen könnten sich wehren. Naja, ein, zwei Stiche hatte ich auch schon, die waren nicht sehr kleidsam. Was soll's... Nur neulich war eine Wespe dreist. Sie hat mich in den .... gestochen und saß fest. Sie kam nicht frei und ich kam nicht dran. Schlussendlich hat das Frauchen uns gerettet und die Wespe mit dem Finger weggeschnippt.

Ich hatte Dir doch berichtet, dass meine Familie und ich im Urlaub waren. Da wir ja auch noch Hühner und Grünzeug besitzen, hat unser Nachbarhund sich bereit erklärt, mit seinem Frauchen nach dem rechten zu sehen. Er hat mir dann eine wunderschöne Überraschung bereitet. Ich weiß nicht, ob Du die chinesischen "Tausendjährigen Eier" kennst. Sie heißen dort "songhuadan" - Kiefernblüten-Eier und sind eine Delikatesse. In China handelt es sich um Enten- selten auch Hühnereier, die durch Fermentation haltbar gemacht wurden. Dazu werden die Eier für drei Monate in einen Brei aus Holzkohle, gebrannten Kalk, Salz und Wasser eingelegt. Sie sehen so aus wie blühende Kiefernzapfen. Unter Ausschluss von Luft findet eine biotische Reaktion statt. Oder wie Pasteur sagte: "Fermentation, c'est la vie sans l'air". Wenn die Eier ausgereift sind, ist das Eiklar gelatinös, das Eigelb grün und quarkig.

Lino hat mir eine Freude machen wollen und mindestens drei Hühnereier im Garten vergraben. Er hat das wirklich fachlich sehr gut gemacht. Nur habe ich nicht ausreichend gewartet und so war das Ei, das ich fand, nicht ganz fertig. Es war zwar grün, aber das Eiklar noch flüssig. Und, Poahly, es hatte ein sensationelles Bouquet (Bouquet kommt auch aus dem Französischen, heißt übersetzt "Blumenstrauss" und beinhaltet - wie ein Strauss unterschiedliche Blüten besitzt - unzählige Aromen). Ich habe es komplett vertilgt. Mein Frauchen schrie herum, aber ich habe ihr nichts abgegeben. Die Chinesen haben coole Sachen!

So wie auch der allerallerschlauste Mann aus China kommt. Von Konfuzius hatte ich Dir schon erzählt. Jetzt habe ich einen Spruch von ihm gefunden, der mir auf den Leib geschrieben ist:

Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer!

Poahly, ich bin ein Freigeist - Ich gehöre niemandem!!

Letti

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