Donnerstag, 3. November 2011

03.11.2011

Die Neigung der Menschen, kleine Dinge (wie z.B.Kleinpudel) für wichtig zu halten, hat sehr viel Großes hervorgebracht.
     Georg Christoph Lichtenberg

Mein liebster Poahly,

ich bin untröstlich, echt! Wie konnte  mir das nur passieren ... So ein Faux-pas. Ich muss sehr unaufmerksam gewesen sein, als ich Dich in eine Schublade mit Zwergpudeln gequetscht - anders kann man es bei den Größenunterschieden nicht sagen - habe. Und das nach meiner Unachtsamkeit mit Deinem Titel als Diplom-Trüffelpudel ... Schlamperei! Eigentlich ist so ein Fehler unverzeihlich, aber zu meiner Entschuldigung möchte ich anbringen, dass ich mich, wäre ich ein Mensch, locker und ungestraft um 55 Milliarden hätte vertun können. Bei mir sind es ja nur ein paar cm, vergibst Du mir? Du lägest damit auf einer Linie mit Albert Einstein, der von sich behauptet hat: "Mach' Dir keine Sorgen wegen Deiner Schwierigkeiten mit der Mathematik. Ich kann Dir versichern, dass meine noch größer sind.".

Zumal es, wie wir alle wissen, im Leben gar nicht auf die Körpergröße ankommt. Die Größe des Intellekts...

.... was willst Du, Ashley .... ich ... also, Du weißt doch noch gar nicht, was ich jetzt sagen will ... selbstverständlich muss ein großer Körperbau nicht unbedingt auf einen Mangel an .... JETZT WARTE DOCH MAL AB!!

Also, Poahly, wo war ich stehengeblieben: Die Größe des Intellekts kann man nicht - wenn man von dem einen Exemplar, das in meiner unmittelbaren Umgebung lebt, absieht - an der Größe des Körperbaus festmachen. Viele "große" Staatsmänner und -frauen in der Vergangenheit und auch in unserer Zeit waren klein von Statur. Selbst Alexander der Große hatte eher Mittelmaß, Sarkozy und Strauss-Kahn sind winzig und auch Napoleon wurde nachgesagt, kleinwüchsig gewesen zu sein. Der Individualpsychologe Alfred Adler formulierte in diesem Zusammenhang den "Napoleon-Komplex". Dieser besagt, dass Menschen, die eine vergleichsweise geringe Körpergröße und mit ihr ein Gefühl der Minderwertigkeit haben, versuchen, das durch äußerlich sichtbaren Erfolg und Statussymbole auszugleichen. Und wo kann man als Mensch so etwas besser erreichen als in den höchsten Ämtern des Staates? Zum Trüffelsuchen fehlt es den Zweibeinern schließlich an der richtigen Nase...

Warum hat Adler diese Theorie eigentlich als "Napoleon-Komplex" bezeichnet? Napoleon war in Wirklichkeit gar nicht so klein. Er hatte das damalige Gardemaß von 1,69 m, die mittlere Körpergröße betrug zu der Zeit gerade mal 1,62 m. Da sich Napoleon aber gerne mit groß gewachsenem Gefolge gezeigt hat, wirkte er im Vergleich zu den "Riesen" kleiner. Außerdem gab es auch hier einen klitzekleinen Rechenfehler. Das moderne englische "feet" ist deutlich kleiner als das alte französische "pied", und so wurden bei der Berechnung von Napoleons Länge aus historischen Quellenangaben schnell mal aus 1,69 m 1,52 m. (aus Welt online, 20.05.2011, Felix Müller)

Wenn man sieht, wie oft sich die Zweibeiner verrechnet haben, solltest Du nicht nachtragend sein. Außerdem, mein lieber Poahly: "Die Frau, die wirklich verliebt ist, blickt auch dann zu ihrem Mann auf, wenn er kleiner ist." (Sophia Loren)

Inzwischen ist der Napoleon-Komplex überholt. Man hat festgestellt, dass kleine Männer an den Schaltstellen der Macht zwar stärker auffallen, aber bei weitem nicht in der Mehrzahl sind.

Als ich mich nochmal in der Literatur vergewissert habe, auf was ich bei den verschiedenen Pudelgrößen achten muss, habe ich gelesen, wie Kleinpudel und Doggen in anderen Sprachen heißen. Da sind lustige Dinge bei rausgekommen. In Norwegen würden sie Mellompuddel zu Dir sagen. Ich bin einfach nur eine Tysk Dogge. Richtig witzig aber wird es in Finnland, auf suomi: Villakoira keskikokoinen! Ich habe gerade nicht geniest, das riesige Wort bedeutet einfach Kleinpudel. Oberfett, was?!? Ich heiße dort Tanskandoggi, mit dem "i" am Ende wirkt es richtig niedlich. Man sagt einfach: "Hier kommt ein Doggi" und dann steht Ashley vor der Tür.  Bei unseren holländischen Nachbarn sind wir die Duitse dog und der Middenslagpoedel.

Poahly, Du bist mit Deinen zahlreichen Talenten und Fähigkeiten ein Tausendsassa. Und nicht nur das. Du führst eine uralte Tradition fort, denn schon 1720 haben die ersten Trüffelhunde erfolgreich für den sächsischen Kurfürsten und König von Polen "August den Starken" geschnüffelt.

Bei dem Wort Tausendsassa habe ich mich gefragt, was wohl ein "Sassa" sein soll. Mit "Tausend" kann sogar ich etwas anfangen. Aber "Sassa"? Ich bin bei Wikipedia fündig geworden. Tausendsassa ist eine Bezeichnung für einen Hund wie Dich, der sich durch zahlreiche Begabungen auszeichnet. Das Wort ist eine Hypostasierung des Zurufs "Tausend sa sa", das wiederum eine Steigerung von "sa sa" ist. (Hypostasierung bedeutet in diesem Fall eine Zusammenfassung zweier Worte zu einem Wort, das dann flektierbar wird. Flektierbar bedeutet, man kann bzw. muss die Endung des Wortes je nach Satzbau ändern. In unserem Fall: Der Tausendsassa, des Tausendsassas, dem Tausendsassa, der Tausendsassas, etc.(aus wissen.de) Boah, ey, Poahly, da lobe ich mir doch ein einfaches Bellen!!!).

Aber jetzt kommt das eigentlich Wichtige bei diesem Wort: "Sa sa" war ein Hetzruf für Hunde, der abgeleitet wurde aus dem französischen "ca ca". Ich sage es ja immer, wenn's wichtig wird bei den Zweibeinern sind immer Hunde im Spiel! Also: Tausendsassa = Tausend dies und das! Du Genie :-)

Damit kommen wir wieder zu den Trüffeln. Du hast Dir eine wahrhaft bedeutungsvolle Leidenschaft ausgewählt. Trüffel hatten schon in der Antike eine große Bedeutung, Terfezia leonis und Terfezia boudieri wurden von den Griechen und Römern sehr geschätzt und galten dort als Aphrodisiakum. Und hier liegt mein einziger Grund zur Sorge. Selbst der Pudelfreund Arthur Schopenhauer warnt: "Das niedrig gewachsene, schmalschultrige, breithüftige und kurzbeinige Geschlecht das Schöne zu nennen, konnte nur der vom Geschlechtstrieb umnebelte Intellekt des Mannes fertigbringen."  Du schnüffelst also in Lothringen an zahlreichen Trüffeln herum und  findest sogleich Gefallen an einer Mopsdame. Bei der hättest Du unter normalen Bedingungen angenommen, sie wäre mit ihrer Schauze gegen eine Fensterscheibe - naja, bei der Größe wohl eher gegen eine Glastür gedonnert. Da kann ich den Herrschaften des Hochmittealters (Mitte 11.Jahrhundert bis Mitte 13.Jahrhunderts) doch nur Recht geben. Diese bezeichneten die Trüffel als Inbegriff der Sünde und hielten sie für dämonisch, wohl weil sie unterirdisch vorkamen.

Im Kochbuch des Apicus, "De re coquiaria", dem ältesten erhaltenen Kochbuch der römischen Antike, wurde dagegen auch mit Trüffeln gekocht. Es handelt sich bei diesem Werk um eine Zusammenfassung von Rezepten, die über einen langen Zeitraum gesammelt wurden. Als Endredaktion wird das 3. oder 4. Jahrhundert angenommen. (alles aus Wikipedia)

So ganz ungefährlich sind die Trüffel aber auch meiner Meinung nach nicht. Nicht nur nach Ethanol riechen sie, und Du weißt, was zu viel Alkohol aus Menschen und Tieren machen kann. Nein, die in den Trüffeln enthaltene Schwefelverbindung ist das Dimethylsulfid, das, rein dargestellt, eine farblose Flüssigkeit mit unangenehmen Geruch ist. Nur verdünnt wird sie zum Gaumenschmaus. Der Trüffel duftet des weiteren nach (+)-Androstenon. Das ist der Sexualduftstoff der Eber, weshalb weibliche geschlechtsreife Schweine instinktiv danach suchen. Poahly, sei wachsam! Nicht dass Dir bei deiner Suche plötzlich eine wildgewordene Sau im Wege steht. Wir Doggen wurden zwar früher bei der Wildschweinjagd zur Hatz eingesetzt, aber ich weiß nicht, ob Ashley oder ich Dir heute noch helfen könnten.


Auch ohne Aphrodisiakum eine Sünde wert..... Letti!

Sei stark, Poahly!
Deine besorgte Letti

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