Donnerstag, 8. Dezember 2011

08.12.2011

Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert!
                                                            Jean Cocteau

Hi, Poahly,

ich habe heute mal wieder voll in die ... gegriffen, echt. Mein Frauchen ist am Morgen in den Sport gegangen. Ich habe die Zeit dann auch für etwas Muskeltraining genutzt. Da lag so ein Brillenetui herum, orginal Kölner Weihnachtsmarkt von 2010, aus Filz mit einem klitzekleinen applizierten Filzdom. Man konnte prima darauf herumkauen und musste sich bemühen, es nicht nur feucht, sondern auch kaputt zu kriegen. Und es lag wirklich direkt vor meiner Nase (auf dem Tisch). Mein Frauchen wirkte zunächst ausgelaugt nach ihrem Training, als ihr Blick dann in mein Körbchen fiel, klappte ihr Unterkiefer herunter. Die Falte zwischen ihren Augenbrauen wurde zu einem Krater. Aber Du weißt ja, wenn die Untat nur lange genug her ist, bringt es nichts, mit uns Hunden zu schimpfen, weil wir die Maßregelung dann nicht mehr mit dem Ereignis in Verbindung bringen können (sollen .... ich liebe die menschliche Lehrmeinung bezüglich der Hundeerziehung...). Selbstverständlich habe ich nicht mehr nach dem Filzteil gegriffen, als mein Frauchen mit ihm vor meinen Augen hin und her wedelte. Ich bin ja nicht blöde. Dann ist mir aber doch ein Fehler passiert. Ich habe noch ein Stückchen Dom auf meiner Decke gefunden. Während mein Frauchen auf ihrem Mittagessen herumkaute, habe ich am Dom geknabbert. Den Rest brauche ich Dir nicht zu erzählen, jedenfalls ist der Dom jetzt auch weg. "Mich interessiert nicht, wessen Schuld es ist, vor allem nicht, wenn es meine ist." Dr.G.House

Dabei hatte der Tag so vielversprechend begonnen. Mein Frauchen hat in ihrer Zeitung, der FAZ, eine Bücherbesprechung gelesen. Es geht darin um Bücher, die aus Hundesicht geschrieben wurden. Ich glaube ja, dass Hunde sie selbst geschrieben haben. Aber so etwas könnten die Menschen nie zugeben. Das besser beurteilte Buch von den beiden ist ein Gedichtband, er heißt "Dir zu Füßen" und ist von Amy Hempel und Jim Shepard (schon alleine der Name "Jim Shepard" spricht doch dafür, dass ein Australien Shepard dog sich den als Pseudonym gewählt hat, oder was meinst Du, Poahly?). "Die hübsche Hundelyrik-Anthologie versammelt nach existentiellen Themen geordnet (z.B.Canine Nervosa) Gedichte aus der Feder von Hunden mehr oder weniger bekannter Autoren, wie John Irving, Arthur Miller oder Lily Tuck. Der Grundtenor der Gedichte ist eher traurig". In "Schnüffel Rüffel" wird beschrieben, dass "Sicherheit" dem Hund nur eine "Illusion" ist, die sich in der raschen Folge von Kosenamen und Beschimpfungen wie "guter Hund" und "ab Du Stinker" äußert (Hundert Jahre Einsamkeit, FAZ 8.12.11, Friederike Reents). So ähnlich lief es vorhin bei der Domangelegenheit auch ab.

John Irvings Hund Marrow hat eine ganz traurige Vita. Posthum wurde er von seinem Herrchen so geehrt: "Ich starb nach einer kleinen Affäre mit einem ungebackenen Brot. Ich fraß eine Schüssel Hefeteig, dann döste ich in der Sonne. Großer Fehler!" (NDR.de  Kultur-Literatur-Buchtipps, Dir zu Füßen). Das ist doch  wirklich eine zu Tränen rührende Geschichte.

Trotzdem sollten wir auf J.W.von Goethe hören, der empfiehlt: "Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und wenn es möglich wäre, einige vernünftige Worte sprechen.".

Ja, Weihnachten wirft seine Schatten voraus. Mein Frauchen kocht zwar noch nicht so wie Deines, aber bei uns wird auch weniger los sein. Das Rudel vom Frauchen ist leider ziemlich geschrumpft in den letzten Jahren. Dafür legt mein Frauchen ihre gesamte Energie in den Erwerb von zusätzlichen Teilen für unseren Nadelbaum im Haus. Sie hat auf dem Weihnachtsmarkt in Köln doch tatsächlich einen Weihnachtshund gefunden, der eine Krone aus Blüten des Weihnachtssterns auf dem Kopf hat und einen rosa Anzug trägt. Dieser veranlasste mein Herrchen zu dem Ausspruch: "Rosa Anzug, das muss ein Mädchen sein, das ist die Letti". Ach, Poahly ...

Vergnügte Feiertage!

Ich habe Dir wohl noch nicht berichtet, dass mein Frauchen bald eine Filmkarriere macht. In der letzten Schulstunde übten wir mal wieder Hören unter Ablenkung (unsere Lehrerin vom Longieren war krank, leider). Wir mussten neben unserem Frauchen sitzen, es wurden der Reihe nach unsere Kumpels abgerufen. Damit wir nicht in Versuchung gerieten, mit dem rennenden Hund ein Spielchen zu beginnen, sollten wir in dem Moment, in dem der Hund auf unserer Höhe war, ein Leckerchen bekommen. Im Prinzip wie immer... Mein Frauchen gab mir also in dem Moment, in dem sie meinte, der andere Hund wäre auf unserer Höhe, ein Leckerchen. Der Oberlehrer machte sie beim ersten Versuch darauf aufmerksam, dass das Reaktionsvermögen meines Frauchens dem einer Schlaftablette entsprach. Mein Frauchen entgegnete, dass sie doch in dem Moment, als sie den Schatten des Hundes gesehen hätte, mir das Leckerchen zugesteckt hätte. Der Oberlehrer schüttelte nur den Kopf (und ich konnte an seiner Körpersprache erkennen, dass das Schütteln nicht "Nein" sondern eher "Oh mein Gott" bedeutete). Beim zweiten Mal kam der Oberlehrer zu uns geeilt und sagte meinem Frauchen, dass er es mal filmen müsse, um ihr zu zeigen, wie langsam sie sei. Der nächste Hund lief beim Abrufen im Zeitlupentempo an uns vorbei. Mein Frauchen stellte fest, dass ihr Timing in diesem Fall gelungen war. Mir war es egal, ich hatte so oder so keine Lust zu spielen.

Das Spielen kann nämlich auch in die Hose gehen. Ashley wollte neulich beim Spaziergang mit mir Toben. Ich war aber an der Leine und durfte nicht. Ashley wollte nicht hören, und ich verhedderte mich in meiner Leine. Das Frauchen wollte mir helfen und bückte sich. Ashley konnte nicht anders und rammte ihr voll den Schädel ins Hinterteil. Da die Menschen ja nicht auf vier Beinen laufen sondern nur auf zweien, verlor das Frauchen ihr Gleichgewicht und lag im leicht gefrorenen Gras. In Ashleys Haut wollte ich danach nicht stecken. Er musste viel Unterordnung üben.

Weißt Du übrigens, was ich noch Tolles im Internet gefunden habe? Auf der Internetseite "Das Bellhaus" züchten die Leute "Great Doodles". Das ist in diesem Fall der Nachwuchs von einer Doggenhündin und einem Großpudel. Die sehen aus wie eine etwas kleinere Dogge mit einem Pudelfell. Das ist ein Ding! Ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen, was meinen Sinn für Geschäfte betrifft, und es heißt doch immer, dass ich ziemlich klein sei und Du  an der Grenze zu einem Großpudel wärst .... Stell Dir mal vor, wir zwei und so, und für Dich wäre es hoffentlich kein so großes Opfer wenn Du ...unser Nachwuchs wäre nicht nur schön, wir könnten dann in großer Runde nochmal den Kant und die anderen Philosophen durchgehen. Moment, mein Frauchen will mir vorher schnell was erklären. Sie meinte gerade, es könnten Probleme auftreten bei meiner Geschäftsidee. Ich melde mich besser später noch einmal.

Deine Letti

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